Bei R&W Richter Steuerungstechnik vervollständigen zwei Fachkräfte aus Nordafrika
ihre Ausbildung – und planen ihre weitere Karriere in Deutschland
Fachkräfte werden in Deutschland und auch im oberfränkischen Handwerk dringend gesucht. Kann eine Integration von ausländischen Fachkräften hier weiterhelfen? Bernd Zeilmann, Obermeister der Elektroinnung Bayreuth und Geschäftsführer der R&W Richter Steuerungstechnik, hat momentan zwei junge Marokkaner im Betrieb. Er ist optimistisch, denn die beiden machen gute Fortschritte. Doch soll die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt wirklich gelingen, sind viele bürokratische Hürden zu nehmen, die einen enormen Zeitaufwand erfordern.
Hicham Abadou und Zakaria Khoulid sind beide Fachkräfte aus dem Ausland. Beide haben in ihrer Heimat Marokko Abitur gemacht und bereits eine Ausbildung als Elektroniker bzw. Mechatroniker abgeschlossen. Sie sind in ihren Berufen hoch motiviert und möchten sich gerne weiterentwickeln. „An unseren Arbeitsstellen hatten wir sehr oft mit Technik ‚made in Germany‘ zu tun. Deshalb haben wir uns Deutschland als Ziel ausgesucht, um uns weiter zu qualifizieren – hier gibt es mehr Möglichkeiten, Karriere zu machen und man kann auch besser verdienen“, so die einhellige Meinung der beiden Nordafrikaner.
Bürokratische Hürden
Doch bis die beiden Fachkräfte letztendlich bei Bernd Zeilmann beginnen konnten, vergingen acht Monate bei Hicham beziehungsweise fast zwei Jahre bei Zakaria. Die Gründe dafür: „Wahnsinnig viele bürokratische Schritte, die vor einer Einreise und Arbeitsgenehmigung in Deutschland gefordert sind“, fasst Geschäftsführer Zeilmann zusammen. Über die Botschaft mussten sie ein Einreise- beziehungsweise Arbeitsvisum beantragen. Die IHK FOSA (Foreign Skills Approval) musste als zentrale Stelle ihre ausländischen Ausbildungsabschlüsse bewerten und anerkennen. Die Handwerkskammer für Oberfranken kümmerte sich im Rahmen des Programmes „KOM+AN“ (Kompetenzfeststellung und Anpassungsqualifizierung im Handwerk) um die passgenaue Anpassungsqualifizierung mit dem entsprechenden Qualifizierungsplan im Betrieb, den letztendlich die Agentur für Arbeit akzeptieren musste. Zudem braucht es noch einen entsprechenden Aufenthaltstitel von der Ausländerbehörde.
Viele Einzeletappen also, bevor das Arbeitsverhältnis überhaupt starten konnte. „Jede Etappe dauert manchmal sehr lange“, kritisiert Zeilmann. Er hoffe daher, dass das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz tatsächlich die versprochenen Erleichterungen bringt. Wesentlich unkomplizierter verlief da das Vorstellungsgespräch bei R&W Richter Steuerungstechnik. Via Teams wurden Ausbildungsstand, Berufserfahrung und Sprachkenntnisse abgecheckt. „Danach waren wir uns schnell einig, dass wir es miteinander probieren wollen“, sagt Geschäftsführer Bernd Zeilmann.
Sprache ist das Wichtigste
Auch wenn die Fachkräfte in ihrer Heimat schon Deutschkurse belegt hatten, war die Kommunikation mit den neuen Kollegen das größte Problem beim Einstieg. „Die Sprache ist das Wichtigste“, schildern die beiden Marokkaner. „Vor allem die Fachbegriffe müssen wir noch besser lernen. Dafür besuchen wir auch jetzt noch Online-Kurse.“ Im Betrieb selbst sind sie mittlerweile gut integriert. Das bestätigt auch Geschäftsführer Zeilmann: „Es fällt schon auf, dass sich unsere Mitarbeiter mit Migrationshintergrund hier besonders engagieren. Beide sind ehrgeizig, wollen viel lernen und planen auch schon ihre weitere Karriere in Deutschland.“ Hicham arbeitet als Mechatroniker hauptsächlich am Computer und plant die unterschiedlichsten Anlagen für Kunden. Zakaria setzt als Elektroniker für Automatisierungstechnik diese Pläne dann in die Praxis um und montiert die Schaltschränke. Am Ende ihrer Anpassungsqualifizierung haben die beiden dann eine auch in Deutschland anerkannte Ausbildung in der Tasche.
Meisterkurs als Ziel
Damit wollen sie, sobald es geht, die Meisterschule für das Elektrotechnikerhandwerk besuchen … und danach, wenn möglich, in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben. „Deutschland soll unser Lebensmittelpunkt werden“, sagt Hicham Abadou, der demnächst seine marokkanische Partnerin heiraten wird, die in Bayreuth Elektrotechnik studieren will. An ihre Heimat denken die beiden zwar ab und zu noch, wegen ihrer Familien und des wärmeren Wetters. Aber: „Marokko ist mit dem Flugzeug ja nur drei Stunden entfernt. Da werden wir sicher unsere Urlaube verbringen“, sagt Zakaria Khoulid.